Medikamentöse Behandlung

Zusammenfassung der Empfehlungen zur pharmakologischen Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)

Allgemeine Grundsätze:

  • Es gibt keine spezifischen pharmakologischen Behandlungen, die für die BPS zugelassen sind.
  • Pharmakotherapie wird als Ergänzung zur Psychotherapie empfohlen.
  • Polypharmazie sollte vermieden werden, es sei denn, sie ist klinisch erforderlich, insbesondere nebenwirkungsreiche Medikamente wie trizyklische Antidepressiva (TCAs) .

Behandlung von Komorbiditäten:

  • Affektive Störungen:
    • Psychotherapie ist die Erstlinientherapie.
    • In schweren Fällen oder wenn die Psychotherapie versagt, werden selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) für depressive Symptome empfohlen. Antidepressiva wie TCAs und Monoaminoxidasehemmer (MAOIs) sollten vermieden werden.
    • Stimmungsstabilisatoren (z. B. Valproat) und atypische Antipsychotika (z. B. Quetiapin) können in resistenten Fällen als Ergänzung in Betracht gezogen werden.
  • Angststörungen:
    • SSRIs und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) sind die ersten pharmakologischen Optionen, wenn sie mit Psychotherapie kombiniert werden.
    • Benzodiazepine werden aufgrund ihres Suchtpotenzials nicht empfohlen.
    • Niedrig dosierte atypische Antipsychotika (z. B. Quetiapin) können in spezifischen Fällen in Betracht gezogen werden.
  • Essstörungen:
    • Schwere Fälle von Anorexia nervosa sollten gemäß den allgemeinen Behandlungsrichtlinien für Anorexie behandelt werden, wobei pharmakologische Optionen begrenzt sind.
    • Bei weniger schweren Essstörungen können SSRIs wie Fluoxetin oder niedrig dosierte Antipsychotika wie Olanzapin die Psychotherapie unterstützen.
  • Substanzgebrauchsstörungen (SUDs):
    • Psychologische Interventionen haben Vorrang, wobei speziell angepasste dialektisch-behaviorale Therapien (DBT) wirksam sind.
    • Die Pharmakotherapie bei SUDs umfasst Naltrexon und Acamprosat bei Alkoholabhängigkeit, die vorsichtig angewendet werden sollten, um Polypharmazie zu vermeiden.

Besondere Empfehlungen:

  • BPS-spezifische Psychotherapie sollte stets Priorität haben.
  • Die Pharmakotherapie sollte engmaschig auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen überwacht werden; unwirksame oder schlecht verträgliche Medikamente sollten abgesetzt werden.
  • Patienten sollten in die Behandlungsentscheidungen einbezogen werden und über mögliche Nebenwirkungen sowie die Grenzen der aktuellen Evidenz informiert werden.

Diese Empfehlungen unterstreichen die ergänzende Rolle der Pharmakotherapie und priorisieren psychotherapeutische Interventionen, die sowohl auf die BPS als auch auf ihre Komorbiditäten zugeschnitten sind. In vielen Fällen ist eine Kombinationsbehandlung notwendig, wobei das Verhältnis von Psychotherapie und Medikation sorgfältig abgewogen werden muss und eine gute Zusammenarbeit zwischen Psychotherapeutin und medikamentös behandelnder Ärztin nötig ist.

Literatur:

Pascual JC, Arias L, Soler J. Pharmacological Management of Borderline Personality Disorder and Common Comorbidities. CNS Drugs. 2023 Jun;37(6):489-497. doi: 10.1007/s40263-023-01015-6. Epub 2023 May 31. PMID: 37256484; PMCID: PMC10276775.