Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)

Helga Felsberger

Mentalisieren bedeutet, …

  • dass wir mit unseren eigenen Gedanken, Gefühlen und Motiven in Kontakt sind,
  • dass wir diese relativieren und mit Abstand betrachten können,
  • davon auszugehen, dass auch bei anderen Gedanken, Gefühle und Motive bestehen, die deren Verhalten zu Grunde
    liegen,
  • und dass wir diese Gedanken, Gefühle und Motive erahnen, erschließen aber nie wirklich „wissen“ können.
    Mentalisieren beinhaltet auch die Bereitschaft, sich von anderen überraschen, anstecken und bereichern zu lassen.
    In Belastungssituationen und bei verschiedenen psychischen Erkrankungen ist die Mentalisierungsfähigkeit
    beeinträchtigt oder stark herabgesetzt. Dadurch wird die Begegnung mit anderen Menschen zu einer ständigen
    Herausforderung.

In der Mentalisierungsbasierten Psychotherapie (MBT) soll in ersten Linie die Fähigkeit zum Mentalisieren verbessert werden. MBT fokussiert daher auf die intersubjektive Perspektive im Hier und Jetzt des Beziehungsgeschehens. MBT Interventionen sind kurz und einfach. Eine nicht-wissende, anerkennende aber auch herausfordernde Haltung sowie prozess- und affektfokussierte Fragetechniken stehen im Vordergrund. Die Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf das, was in der Interaktion der beteiligten Personen intuitiv im Körpererleben, in den Gefühlen und Gedanken auftaucht und auf die Möglichkeiten und Strategien zur Selbst- und Affektregulation. Kann ich verschiedene Perspektiven einnehmen? Kann ich mich in andere hineinversetzen? Wie kann ich andere „von innen“ und mich „von außen“ wahrnehmen? Die psychotherapeutische Beziehung in einer Einzel- oder einer Gruppenpsychotherapie, bietet die Chance, diese Vermögen (wieder) zu erlangen. Ist im Rahmen einer krisenhaften Zuspitzung bei einer schweren Borderline Persönlichkeitsstörung das Mentalisieren sehr stark beeinträchtigt, sollte auch in einer stationären Psychotherapie zunächst an der Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit gearbeitet werden, um damit auch die Wirksamkeit weiterer stationärer und ambulanter Behandlungen und die psychosoziale Funktionsfähigkeit der Patienten zu verbessern. Die mentalisierungsbasierte Psychotherapie will über eine Reifung und Förderung des Mentalisierens intrapsychische und interpersonelle Veränderungen bewirken.