Psychotherapien bei Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine komplexe psychische Erkrankung, die durch emotionale Dysregulation, instabile Beziehungen, Impulsivität und ein chronisches Gefühl der Leere gekennzeichnet ist. In den letzten Jahrzehnten wurden verschiedene psychotherapeutische Ansätze entwickelt und auf ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von BPD untersucht. In dieser Übersicht werden die Belege für verschiedene Psychotherapien bei BPD untersucht, darunter die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT), die Schematherapie (ST) und die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP).
Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
Die von Marsha Linehan in den 1980er Jahren entwickelte DBT ist eine der am umfassendsten erforschten Therapien für BPD. DBT integriert kognitive Verhaltenstechniken mit Achtsamkeits- und Akzeptanzstrategien. Studien haben gezeigt, dass DBT Selbstverletzungen, suizidales Verhalten und emotionale Dysregulation reduziert und gleichzeitig die allgemeine Funktionsfähigkeit verbessert.
Eine Metaanalyse von Stoffers et al. (2012) ergab, dass DBT im Vergleich zur Standardbehandlung (TAU) Suizidverhalten, Wut und die Anzahl der Krankenhausaufenthalte signifikant reduziert. Darüber hinaus zeigten Patienten, die sich einer DBT unterzogen, im Vergleich zu anderen Interventionen eine bessere Therapietreue. Die Wirksamkeit der DBT wird auf ihren strukturierten Ansatz zurückgeführt, der Einzeltherapie, Kompetenztrainingsgruppen, Telefoncoaching und ein Team von Therapeuten umfasst.
Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)
Die von Peter Fonagy und Anthony Bateman entwickelte Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) konzentriert sich auf die Verbesserung der Mentalisierung – die Fähigkeit, sich selbst und andere in Bezug auf Gedanken, Emotionen und Absichten zu verstehen. Sie basiert auf der Theorie, dass BPD-Patienten mit der Mentalisierung zu kämpfen haben, insbesondere in emotional aufgeladenen Situationen.
Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zeigen, dass MBT Selbstverletzungen, Suizidgedanken und Krankenhauseinweisungen signifikant reduziert. Eine richtungsweisende Studie von Bateman und Fonagy (2008) zeigte, dass Patienten, die MBT erhielten, über einen Nachbeobachtungszeitraum von acht Jahren anhaltende Verbesserungen in der Schwere der Symptome und der sozialen Funktionsfähigkeit zeigten. Im Gegensatz zur DBT, bei der der Schwerpunkt auf Verhaltensänderungen liegt, arbeitet MBT an der Verbesserung des emotionalen Verständnisses und der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Schematherapie (ST)
Die von Jeffrey Young entwickelte Schematherapie kombiniert Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), der psychodynamischen Therapie und erfahrungsbasierter Techniken. Sie konzentriert sich auf die Identifizierung und Modifizierung von maladaptiven Schemata – tief verwurzelten Denk- und Gefühlsmustern, die in der frühen Kindheit entwickelt wurden.
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die ST besonders wirksam bei Patienten mit schweren BPD-Symptomen ist. In einer Studie von Giesen-Bloo et al. (2006) wurde festgestellt, dass die ST zu einer Reduzierung der BPD-Symptome, hohen Genesungsraten und einer besseren Patientenbindung führte. Die Therapie hilft den Patienten, traumatische Erfahrungen neu zu verarbeiten, gesündere Bewältigungsmechanismen zu entwickeln und ein stärkeres Selbstbewusstsein aufzubauen.
Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP)
Die von Otto Kernberg begründete TFP ist ein psychodynamischer Ansatz, der sich auf das Verständnis und die Integration abgespaltener Aspekte des Selbst und anderer konzentriert. Die Therapie fokussiert auf die Beziehung zwischen Therapeut und Patient, um unangemessene Denk- und Verhaltensmuster zu erforschen und zu verändern.
Die Evidenz für die TFP stammt aus RCTs, die Verbesserungen bei der Identitätsintegration, der emotionalen Regulation und den zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen. einige Studien darauf hindeuten, dass TFP bei der Reduzierung von BPD-Symptomen genauso wirksam ist wie DBT.
Schlussfolgerung
Trotz der vielversprechenden Erkenntnisse gibt es in der Forschung zur BPD-Psychotherapie Einschränkungen. Viele Studien haben kleine Stichproben, und die Ergebnisse lassen sich möglicherweise nicht auf alle BPD-Patienten übertragen. Darüber hinaus ist die Zugänglichkeit nach wie vor ein Problem, da viele spezialisierte Therapien geschulte Fachkräfte und ein langfristiges Engagement der Patienten erfordern.
Psychotherapie ist der Eckpfeiler der BPD-Behandlung, wobei DBT, MBT, ST und TFP erhebliche Vorteile bieten. Zukünftige Forschung sollte sich auf die Integration dieser Ansätze konzentrieren, um die Behandlungsergebnisse zu optimieren und die Zugänglichkeit zu verbessern.